Galerie Neher, Essen
Heute haben wir drei Papierarbeiten von Ernst Ludwig Kirchner, Christian Modersohn und Siegward Sprotte ausgesucht, um Sie zu erfreuen. Sie stimmen uns ein wenig auf schöne Landschaften ein, die wir bald wieder erkunden und deren regionale Besonderheiten wir dann wieder erleben und genießen können.
Somit ist Sprottes Malerei gleichzeitig eine figurative und eine abstrakte, die Landschaft bleibt erkennbar und doch ist sie soweit verallgemeinert und abstrahiert, dass sie als generelle Erscheinung von Natur erfasst und erfahren werden kann.
Die „Insel im Watt“ verdeutlicht dieses Phänomen gerade in dem Nebeneinander der verschiedenen Grün- und Brauntöne. Es wird augenscheinlich, dass der Künstler nicht die bloße Darstellung von Wiese und Erde beabsichtigt. Nicht eine bestimmte Insel ist hier gemeint, nicht eine topografisch genaue Nachformulierung interessiert den Künstler. Sprotte geht es darum, den Geist, die Energie, die Struktur der Naturlandschaft zu erfassen. Der Maler selbst beschreibt dieses Ziel in einer seiner Aphorismen: „In seinen verlorengegangenen Bekenntnissen zur Landschaftsmalerei betont Albrecht Dürer, auch eine Wolke, ein Baum oder ein Fels sei für ihn ‚voller Figur‘. Dürer überwand damals schon die willkürliche Unterscheidung in figurative und non-figurative Betrachtungsweise, die in unserem Jahrhundert Kunstgeschichte gemacht hat.“
Zarte Grüntöne und wenig Braun vor einem hohen Himmel im Watt zeigt dieses Hochformat, welches als Improvisation im Atelier entstanden ist. Besonders diese Atelierarbeiten verdeutlichen, dass es Sprotte in seinen Werken keinesfalls um den Nachvollzug des in der Natur Gesehenen ging. Vielmehr gelangte er durch intensive Studien und Beobachtungen in der Natur zur Erkenntnis innerer Zusammenhänge und immanenter Strukturen der Natur an sich. Diese setzte er dann mit seinen Werken ins Bild.
Andrea Fink
Siegward Sprotte, „Insel im Watt“, 1986, Gouache auf Papier, 64,5 x 49,5 cm
gerahmt 86,1 x 70,2 cm, unten rechts datiert, signiert „Mai 1986 Sprotte“ N 9274
gerahmt 86,1 x 70,2 cm, unten rechts datiert, signiert „Mai 1986 Sprotte“ N 9274
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